Am Abgrund....
 
Ich spitze meine Ohren. Nur das säuseln des Windes ist zu hören. Ich spüre einen eisigen Windzug, der mich umschlingt, als wolle er mich festhalten. Als wolle er mich von meinem Vorhaben abhalten, mich nicht gehen lassen. Aber ich will gehen. Will fort, weg aus diesem Leben. Mit verzweifeltem Blick starren meine blauen Augen ins Dunkel. In weiter Ferne sehe ich ein kleines helles Licht flackern. Es scheint als würde es mich anlächeln, mir sagen alles werde gut. Als wolle es mich zu sich holen. Weg aus dem Dunkel. Ich schließe meine Augen. Atme tief ein. Die Luft ist bitterlich kalt. Erinner mich dran, wer ich mal war. Erinner mich an so Vieles. Erneut ein eisiger Windzug. Ich reiße meine Augen wieder auf. Blicke ins Dunkel. Schaue mich um. Doch das Licht ist erloschen. Der Wind umzingelt mich wie ein Schwarm hungriger Mücken. Er drückt mich zurück mit einer Wucht die ich noch nie erlebt habe. Aber ich will doch nicht zurück. Vor mir ist mein Ziel. Hinter mir nur die Leere meines tristen kleinen Lebens.  Ich stemme mich gegen ihn. Ringe mit ihm. Er soll mich gehen lassen. Fort aus dieser Welt. Doch ich bin zu schwach. Ich stolpere rücklings und falle. Versuche mich an einem Ast zu halten. Doch er ist zu schwach. Zu dünn, um mich zu tragen.  Spüre den kalten Boden unter mir. Meine Füße zu schwer. Zu weit gelaufen. Zu viel gelitten. Mein Rücken schmerzt. Will doch nur wieder glücklich sein. Ich versuche meine Kräfte zu sammeln. Will wieder aufstehen. Doch bin ich zu schwach. Kann mich kaum noch bewegen. Der Wind schneidet mir ins Gesicht. Kann meine Augen kaum offen halten. Sehe nichts mehr. Will doch nur wieder glücklich sein. Ich vergrabe mein kleines Gesicht in dem Schal den ich bei mir trage. Der Schal gehörte meiner Mutter. So oft hat sie ihn getragen. Doch nun braucht sie ihn nicht mehr.  Ich spüre wie eine Träne den Weg meine Wange hinunter sucht. Will doch nur wieder glücklich sein. Versuche meine tränenden Augen erneut zu öffnen. Doch die Kälte brennt sich in meine Lieder. Lasse sie geschlossen. Liege da und denke an so Vieles. Denke an meinen armen Vater der sich um mich sorgt. Hat seine Frau verloren. Hat nur noch mich. Er ist so allein. Braucht mich doch noch. Der Wind lässt nach. Abermals versuche ich meine Augen zu öffnen. Nur einen kleinen Schlitz. Windstille. Ich höre nur meine eigenen Atemzüge. Blicke mich um. Muss nach Hause. Werde gebraucht. Was tue ich hier. Wollte das doch alles nicht. Wollte doch nur wieder glücklich sein. Ich sammle all meine Kraft die ich noch aufbringen kann. Stehe langsam aber sicher auf. Wische mir die Tränen aus dem Gesicht. Drehe mich weg von dem Abgrund. Blicke dem Licht der Stadt entgegen. Werde nun heimkehren. Ich hebe meinen schmerzenden Fuß und mache einen Schritt. Spüre wie mein Fuß ins leere tappt. Öffne den Mund. Will schreien. Doch kein Ton kommt über meine Lippen. Suche nach halt. Doch finde nichts. Wollte das doch alles nicht. Wollte doch nur wieder glücklich sein.